«Schweizer Rap – das war von Anfang an eine obskure Paarung. Und überraschend. Vielleicht, weil die amerikanische Ghetto-Realität so weit von Schweizer Verhältnissen entfernt war. 1992 rappte mit Black Tiger erstmals ein Schweizer Rapper mit Dialekt-Texten und gab damit einen starken Impuls. In den folgenden rund zwanzig Jahren erwies sich Hip-Hop als eine der frischesten Stilrichtungen im hiesigen Musikschaffen – auch wenn er es im Gegensatz zu internationalen Hip-Hop-Produktionen nicht in den Mainstream schaffte.»So führt die liebe Michèle «Mamablog» Binswanger in ihrem Kommentar im Tagi bzw. der BaZ die Leserschaft in den Themenkreis «Schweizer Rap» ein. Frau Binswanger schien Schweizer Rap zu mögen, bezeichnet sie diesen doch als einen «der frischesten Stilrichtungen im hiesigen Musikschaffen». Dies belegt auch ihr BaZ-Artikel über Brandhärd vom 24.Dezember 2003. Knapp sieben Jahre danach, jetzt da Bligg Schweizer Rap ist (Achtung Doppeldeutigkeit!), scheint Frau Binswanger von Schweizer Rap genervt und findet, es stelle
«sich die Frage, ob man dieses Genre nicht gleich ganz abschaffen sollte [...] wenn der Schweizer Rap nicht imstande ist, etwas Besseres als Bligg erfolgreich zu machen.»Scheint so, als wäre Frau Binswanger enttäuscht. Aber wovon? Von Schweizer Rap? Der hat ja schliesslich nichts zu bieten ausser Bligg. Ich meine, who gives a fuck about Breitbild. Wer zum Geier ist denn schon Gimma, oder Bandit. Sektion Kuchikäschtli? Wer interessiert sich schon für Greise oder die Wurzel aus 5? Und was bitte ist denn Untergrund? Kunst braucht Mainstream! Scheiss auf Semantik und EKR, auf Kush, Kalmoo, Mundartisten, Tinguely, CBN, Tommy Vercetti, Nikkel, Baze und seine Buben auf Pillen, Japrazz, Emm, Big Zis, Triple Nine und all die andern. Schaffen wir Schweizer Rap doch einfach ab. Punkt. Aus. Ende. Nun, da ein DRS3-Tagesprogramm-Hörer dank Bligg überhaupt erst Kenntnis nimmt von Schweizer Rap, blasen wir die Übungen am besten gleich wieder ab. Klingt doch eh alles gleich. Nein, Schweizer Rap hat kein Potenzial. Manillio und Steff La Cheffe und Dabu Fantastic. Die werden's nie schaffen.
Man muss sich fragen, ob Frau Binswanger einfach nur provozieren wollte mit ihrem Statement zu Schweizer Rap. Vielleicht wollte sie eine Debatte lostreten und so Schweizer Rap in den Fokus rücken. Soviel Weitsicht würde ich Frau Binswanger durchaus attestieren. Vielleicht ist sie ja einfach nur genervt von der Tatsache, dass «eine der frischesten Stilrichtungen im hiesigen Musikschaffen» im Mainstream so wenig Beachtung findet. DRS3 zum Beispiel scheisst nämlich auf Schweizer Rap. Auch wenn der Herr Rossier im Black Music Special immer mal wieder einheimische Acts gepusht hat. Im Tagesprogramm werden Tracks von einheimischen Rap Acts tunlichst gemieden.
Eines steht indes fest: Schweizer Rap lässt sich nicht abschaffen. Zu viel Herzblut, Leidenschaft und Engagement bringen junge wie auch gestandene Künstler in die Szene ein. Daran ändert fehlendes Interesse der breiten Öffentlichkeit genau so wenig, wie Frau Binswangers Pläne zur Abschaffung des Genres «Schweizer Rap».
Und zum Schluss noch dies: Die Wer-ist-Teil-der-Szene-Diskussion hat Deutschrap auch geführt. Ein paar Jahre später war Deutschrap in aller Ohren.
Blogs zum Thema: Fetch, 78s und Emm
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