Vor zehn Jahren wurden dem Chnächt seine Wortspiele zum ersten Mal auf einem offiziellen Release verewigt (SLM52-EP "Satz für Satz bis zum Grändsläng"). 2004 droppte der Wortspieler aus Zürich sein Solodebüt "Mis Bier". Zwei Jahre darauf folgte noch ein weiteres Album zusammen mit Dior und Showdown. Ab Ende Oktober wird nun endlich der "Mis Bier"-Nachfolger "Bar" über die Theke gehen, sei es die digitale oder die an der Ankerstrasse. Nun, der Albumtitel "Bar" passt ja wunderbar zu Tinguely dä Chnächt, dem Mann am Schanktisch, der sein Bier trinkt, mal alleine, mal mit Freunden, in einer rauchigen Kneipe in irgend einem Chreis in Zürich, in einem Spunten, in dem man nicht mit Karte, sondern bar zahlt. Hoppla, schon hat sich eine Zweitbedeutung des Albumtitels offenbart. "Bar" zahlen, dirket auf die Kralle, quasi dirket, oder, um den Faden ein wenig weiter zu spinnen, ungeschminkt, nackt, wie Gott ihn schuf, rein. Ehrlichkeit ist ein grosser Faktor, geht es um Tinguelys Raps. Dä Chnächt rappt sich von der Seele, was ihn beschäftigt. Mal mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen, mal mit leerem, dann mit ernstem Blick, da mit einem Schuss Ironie, dort sarkastisch, in vielen Fällen zynisch, der Gesellschaft und schon im nächsten Augenblick sich selbst gegenüber. Kein Zweifel, Tinguely zahlt bar, und zwar in Einheiten, in Bars, die Währung ist Rap ("Ich schriib jede Tag mini Ziilä, mängisch luegt däbii nur en Satz use aber de bringt's uf dä Punkt" im Titeltrack "Bar"). Wer Tinguely kennt, weiss, dass man sich Zeit nehmen sollte, um dem Mann am Mic zuzuhören. Zu viel passiert zwischen den Zeilen und zu verschachtelt sind gewisse Reime und Inhalte. Und dass dä Chnächt nicht die sauberste Intonation im Game pflegt, ist auch nur ein offenes Geheimnis ("Mängisch reim ich undütlich nume-zu-dim-Schutz-Musig" im Track "Räpmusig"). Dies alles sind Gründe, weshalb "Bar" - wenn überhaupt - nicht allzu schnell totgespielt werden kann. Zu vieles gibt es immer wieder zu entdecken. Was für die Raps gilt, gilt auch für die Beats. Hatte Tinguely auf "Mis Bier" noch mehrere Beatbastler um sich geschart, zeichnet sich auf "Bar" einzig und allein Reezm für die musikalische Untermalung der Raps verantwortlich. Der Mann am Beat nimmt die Zuhörer in vielerlei Hinsicht mit auf eine Entdeckungsreise. Man fühlt sich an "Illmatic" ("Z'vill Ziit", "Mini Homeboys" und "Games") an Barrows "Numb" ("Niä dänkt" und "Bar") und an Schooly D und Run-D.M.C. ("Peace, Love, Unity And Having Fun" und "Yo!Tinguely Raps/1520 Sedgwick Ave.") erinnert. Zumindest mir geht es so. Klar, solche Vergleiche können einen bitteren Beigeschmack haben, aber an dieser Stelle sei gesagt, dass es Reezm gelungen ist, "Bar" ein Sound-Gewand zu verpassen, das keine Vergleiche zu scheuen hat. Ausserdem ist 'Erinnerungen wecken' nicht mit 'kopieren' zu vergleichen. Jeder Track auf dem Longplayer ist sein eigener kleiner Kosmos. So ist es nicht zuletzt auch Reezm zu verdanken, dass die Tracks "Und jetzt/Ich chönnt" und "Letschti Rundi" meine persönlichen Highlights auf "Bar" sind. Ja, Tinguely dä Chnächt und Reezm liefern mit "Bar" zweifelsohne ein Highlight des hiesigen Musikschaffens ab. Ob "Bar" über Szenegrenzen hinaus Beachtung finden wird, ist allerdings zu bezweifeln, hat dä Chnächt doch auf alle Erwartungen ausser seine eigenen nichts als ein F**k gegeben ("Erwart vo mir kei Sound wo d'Lüüt im Büro mitsinged, kei Lift-Musig zum mitsumme, kei Morgeshow-Hits, Chinde... verschtönd min Shit nöd" im Track "Bar").
Tinguely dä Chnächt hat auf "Bar" Unterstützung von Reezm (Beats), Claudia Blum (Gitarre und Bass), Leone (Piano), DJ Showdown (Cuts), Crazeboo (Aufnahmen, Mix und Mastering), Baze (Raps), Göldin (Raps), Phantwo (Raps), Bis Zis (Raps), Skor (Raps) und Radio 200000 (Raps) bekommen. "Bar" erscheint am 29. Oktober auf Bakara Music.
Tinguely dä Chnächt hat auf "Bar" Unterstützung von Reezm (Beats), Claudia Blum (Gitarre und Bass), Leone (Piano), DJ Showdown (Cuts), Crazeboo (Aufnahmen, Mix und Mastering), Baze (Raps), Göldin (Raps), Phantwo (Raps), Bis Zis (Raps), Skor (Raps) und Radio 200000 (Raps) bekommen. "Bar" erscheint am 29. Oktober auf Bakara Music.
2 Kommentare:
freu mich sehr uf das album was luut bakara am 29 und ned 22. oktober usechunnt...
super blog allgemein, hesch du au news vu lddc?
yep chunt am 29. okt han's eigentlich no wöllä korrigiäre aber isch undergange... merci für dä hiiwiis, mr. oder mrs. anonym!
freut mich natürlich sehr dass dä blog allgemein gfallt... wiiiitersägä! ;))
news vo lddc han ich nur denn, wenn's mir diä news gäbäd, sind au scho i dä sändig gsi, sie wüssäd also, wo ane dass sie sich müänd wändä, ergo git's kei news zu lddc im moment oder sie händ mir diä news nöd geh...
schöns weekend wünschi
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