Hip Hop ist schon tausendundeinen Tod gestorben, um dann wiederaufzuerstehen. Aktuell vermeintlicher Retter von Hip Hop ist die OFWGKTA-Posse, eine Gruppe junger Wilder aus Los Angeles, die weder rechts noch links schauen, sondern straight ihr Ding durchziehn. Der Mann der 13-köpfigen Truppe, der den Grossteil der Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermag, ist Tyler, The Creator. 2009 hat er sein Debüt "Bastard" als Gratis-Download releast und damit für gehörig Wirbel gesorgt. Spätenstens seit dem One-Shot-Video zum Track "Yonkers" gilt er zumindest für einen Teil der Szene und vor allem für die Zunft der Journalisten als der Auserwählte, der Retter, der Hip Hop und Rap einmal mehr wiederauferstehen lässt. Ob diese Mission allerdings überhaupt eine solche ist und wenn ja, ob Tyler mit seinem neuen Album "Goblin" die Rettung gelingen wird, geht dem jungen Mann (und auch dem Grossteil der Szene) wohl gewaltig am Arsch vorbei. Dies obschon manch ein Beobachter meinte, Tyler stehe unter immensem Erwartungsdruck. Ob Tyler allerdings auch nur einen Hauch dieses Erwartungsdrucks von aussen gespürt hat, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln. Sollte irgendein Druck bestanden haben, dann war dessen Fundament wohl die eigene Erwartungshaltung an sein Album. Nun denn, was Tyler mit "Goblin" auf jeden Fall gelungen ist, ist das Faktum, keine Kompromisse eingegangen zu sein, weder für die Szene, noch für die Medien. Und das macht den Mann aus L.A. echter als manch einen selbst ernannten Teacher oder Realkeeper. Keiner der Songs auf "Goblin" ist radiotauglich, weder was die Texte noch was die Musik anbelangt, ist das Album doch die Vortonung düsterer Fantasiewelten, Abrgründen der Gesellschaft und Albträumen. Tylers Raps sind dank Inhalten, Flows und nicht zuletzt dank seiner Stimme von Anfang bis Ende packend. Die Beats verkommen neben den lyrischen Ergüssen des MCs beinahe zur Nebensache. Dies auch deshalb, weil alle Beats sehr minimalistisch sind und mit den Raps die perfekte Symbiose eingehen. Ja, "Goblin" ist wirklich überfresh und anders als der ganze Rest zeitgenössischer Rap-Releases. Ob Tyler mit "Goblin" allerdings Hip Hop rettet oder retten will, oder ob Hip Hop überhaupt gerettet werden muss, ist eine Frage, die es nicht wert ist, beantwortet werden zu wollen.
Freitag, 10. Juni 2011
Tyler, The Creator - Goblin
Hip Hop ist schon tausendundeinen Tod gestorben, um dann wiederaufzuerstehen. Aktuell vermeintlicher Retter von Hip Hop ist die OFWGKTA-Posse, eine Gruppe junger Wilder aus Los Angeles, die weder rechts noch links schauen, sondern straight ihr Ding durchziehn. Der Mann der 13-köpfigen Truppe, der den Grossteil der Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermag, ist Tyler, The Creator. 2009 hat er sein Debüt "Bastard" als Gratis-Download releast und damit für gehörig Wirbel gesorgt. Spätenstens seit dem One-Shot-Video zum Track "Yonkers" gilt er zumindest für einen Teil der Szene und vor allem für die Zunft der Journalisten als der Auserwählte, der Retter, der Hip Hop und Rap einmal mehr wiederauferstehen lässt. Ob diese Mission allerdings überhaupt eine solche ist und wenn ja, ob Tyler mit seinem neuen Album "Goblin" die Rettung gelingen wird, geht dem jungen Mann (und auch dem Grossteil der Szene) wohl gewaltig am Arsch vorbei. Dies obschon manch ein Beobachter meinte, Tyler stehe unter immensem Erwartungsdruck. Ob Tyler allerdings auch nur einen Hauch dieses Erwartungsdrucks von aussen gespürt hat, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln. Sollte irgendein Druck bestanden haben, dann war dessen Fundament wohl die eigene Erwartungshaltung an sein Album. Nun denn, was Tyler mit "Goblin" auf jeden Fall gelungen ist, ist das Faktum, keine Kompromisse eingegangen zu sein, weder für die Szene, noch für die Medien. Und das macht den Mann aus L.A. echter als manch einen selbst ernannten Teacher oder Realkeeper. Keiner der Songs auf "Goblin" ist radiotauglich, weder was die Texte noch was die Musik anbelangt, ist das Album doch die Vortonung düsterer Fantasiewelten, Abrgründen der Gesellschaft und Albträumen. Tylers Raps sind dank Inhalten, Flows und nicht zuletzt dank seiner Stimme von Anfang bis Ende packend. Die Beats verkommen neben den lyrischen Ergüssen des MCs beinahe zur Nebensache. Dies auch deshalb, weil alle Beats sehr minimalistisch sind und mit den Raps die perfekte Symbiose eingehen. Ja, "Goblin" ist wirklich überfresh und anders als der ganze Rest zeitgenössischer Rap-Releases. Ob Tyler mit "Goblin" allerdings Hip Hop rettet oder retten will, oder ob Hip Hop überhaupt gerettet werden muss, ist eine Frage, die es nicht wert ist, beantwortet werden zu wollen.
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