Share |

Donnerstag, 2. Februar 2012

DCS - Silber

Damit hab ich nicht gerechnet. Und das gleich in zweierlei Hinsicht. Zum einen hat mich schon ihre Rückkehr in die Booth, ins Plattenregal und auf die Bühne auf dem falschen Fuss erwischt und zum andern hätte ich nicht damit gerechnet, dass mich ihr Comeback-Album in seinen Bann zu ziehn vermag. "Don't call it a comeback"! Diese Line von Herr Smith wird ja immer wieder gerne zitiert, wenn jemand aus der Versenkung auftaucht. Beim Kölner Trupp DCS handelt es sich aber um ein astreines Comeback. Astrein ist das Comeback nicht zuletzt deshalb, weil Die Coolen Säue mit "Silber" ein wirklich gelungenes Album präsentieren. DCS waren am Start, als Deutschrap in der zweiten Hälfte der Neunziger zu seinem Siegeszug ansetzte, standen aber im Schatten von Acts wie Dynamite Deluxe, Absolute Beginner, Eins Zwo, Fünf Sterne Deluxe, Massive Töne oder Freundeskreis. Ich mochte DCS, muss aber gestehn, dass das Quartett aus Köln dennoch nie ganz zu mir durchgedrungen ist. Mein Lieblingsalbum war (und ist) "Fenster Zum Hof". Irgendwer stand den Säuen immer vor der Sonne. Anderen Acts ging es zu dieser Zeit genauso. Gut zwölf Jahre danach sind DCS also zurück. Die Besetzung ist noch dieselbe wie zu Beginn. Nun ja, fast dieselbe. DJ Lifeforce war nicht von Anfang an mit dabei. Und Rotzlöffel heisst nun Ro Kallis und DJ Peerbee Peer Formance. Auch sonst hat sich nicht viel verändert. DCS machen die Musik noch immer in erster Linie für sich selber, nicht für irgend eine Zielgruppe. Die MCs haben noch immer weder die spektakulärsten Flows noch die härtesten Punches oder markantesten Stimmen. Was sich aber geändert hat, ist die Tatsache, dass mich "Silber" in seinen Bann zieht. Das haben dessen Vorgänger nicht geschafft. Die freshen Produktionen von Peer Formance und DJ Lifeforce sowie von Crada, DJ Adlib und Roe Beardie gehen mit den Raps die perfekte Symbiose ein. Bloss von Raps zu sprechen, würde den MCs eh nicht gerecht werden. Was die Jungs abliefern, sind eben Lyrics. Hier wird nicht um sich gebattelt. Der Schwanzvergleich steht nicht im Zentrum der Betrachtung. Ob Mann den Härtesten hat oder der härteste ist, spielt auf "Silber" nicht mal eine Nebenrolle. Die Lyrics sind direkt aus dem Leben gegriffen. "Silber" hat Soul. Diese Eigenschaft fehlt so manch einem Release. Insofern ist DCS das Comeback wunderbar gelungen. Das Album ist ein dickes Ding. Gegen Ende der Spielzeit verläuft das Ganze dann aber doch ein bisschen im Sande. Schade. 17 Tracks stark ist das vierte Album von DCS. Drei oder vier Tracks weniger hätten "Silber" gut gestanden. Und das Artwork reisst mich nicht eben vom Hocker. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.


Keine Kommentare:

Dig In The Crate