Er ist sowas wie Blues Max für den einheimischen Rap. Baze und hat seit Anbeginn seiner Karriere am Mic nie in gängige klischeebehaftete Schemata der Rap-Szene gepasst. Seit 2001 releast er fleissig Songs, zuerst mit Thomes, dann solo, zwischendurch als Teil von Chlyklass und Boys On Pills, und nun wieder solo. Als erster Schweizer Rapper hat er Unplugged-Gigs gespielt. Sieht man vom daraus resultierenden Unplugged-Album ab, hat Broccoli G. mit dem Release von "D'Party isch vrbi" nun sein drittes Solo-Album in die Ladenregale gestellt. Ja, das Teil ist definitiv ein Rap-Album, auch wenn das einzige Feature von Endo Anaconda bestritten wird und die Beats von Liveinstrumentierung und R'n'B (echter Rhythm and Blues, nicht der Etikettenschwindel der vergangenen zwei Dekaden) leben. Wie eh und je hält sich Baze, obschon er manchmal in der 3. Person Singular erzählt oder aufs lyrischen Ich zurückgreift, lieber selbst den Spiegel vor, als sich in plumper ausgelutschter Gesellschaftskritik zu üben. Und wer Baze zuhört, wird sich in den Texten eh wieder finden. Das ist die Konsequenz der Ehrlichkeit und Unverblümtheit, die Baze in seine Raps gepackt hat und schlussendlich eben doch wieder Rückschlüsse auf gesellschaftliche Belange erlaubt. Aber der müssige Zeigefinger bleibt so aussen vor. Baze gibt sich auf "D'Party isch vrbi" ganz den Widersprüchen des Lebens in der Gesellschaft 2.0 hin. Twitter und Facebook auf iPhone und BlackBerry, Freiheit als Trugbild, Katerstimmung. Der MC aus der Bundeshauptstadt beschreibt das Dilemma zwischen Individuum und Gesellschaft, wankt hin und her zwischen Punk und Konservativem. Der Track "Schnide mer d'Haar" beschreibt den Grundtenor von Basils Gedankengängen auf seinem Zweitling treffend: "Im TV louft nume Müll und I ziähn mer ne no ine, unwichtigi Problem vo undergwichtige Blondine [...] I wär ou gärn nöime anders, nume nöd hiä [...] wött eigentlech churz go Ziggis hole, niämeh uftouche [..] do bliib I denn gliich liäber däheim [...] niäne hani so guäti Lüüt um mich wiä hie [...] wesmi de tüächt dass I gnue lang gjammeret hei, denn schid I d'Haar rasiäre dä Bart, suächä richtigi Arbeit, schaff vo 8 bis 5, nimm ä Hypothek uf". Auf "D'Party isch vrbi" ist aber nicht alles zappenduster, dann und wann sieht man Baze mit seinem verschmitzen Lächeln und augenzwinkernd förmlich vor sich. Nicht alles ist purer Sarkasmus. Auch Ironie schwingt in den Texten mit. Die musikalische Untermalung der Raps geht auf die Kappe der Herren Benfay und Marton di Katz. Schräge Synthesizer gehen auf dem Longplayer Hand in Hand mit Delay belegten Klängen einer akustischen Gitarre, verträumte Pianoakkorde treffen auf heulende Bläser und Steele Gitarre und Mundharmonika reiben sich am dreckigen Synthbass auf. "D'Party isch vrbi" ist Rap, Blues, Wild West, Jazz, Fasnacht, Electro und Funk, ist Resignation und Revolte zugleich und ein Hightlight nicht nur des laufenden Jahres, sondern vom gesamten CH-Rap-Fundus. Und wenn dann doch mal wieder alles zuviel wird, dann nimmt Baze eben ein "Remerooouun".
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