Ja, Curtis Cross aka Black Milk fährt dicke Geschütze auf. Sein neues Album hat er schlicht "Album Of The Year" betitelt. Weshalb er seinem bis dato fünften Studioalbum diesen nicht eben bescheidenen Titel gegeben hat, erklärt Black Milk im Opening Track "365". So geschehen während eines Jahres für gewöhnlich viele Dinge, die Welten ins Wanken bringen können. Der MC und Producer aus Detroit hatte neben den lebensüblichen Ups und Downs und den Schwierigkeiten und Vorurteilen, mit denen sich der nicht selbst ernannte Dilla-Nachfolger herum zu schlagen hat, auch den Tod seines Freundes Baatin (Slum Village) zu verkraften und die gesundheitlichen Probleme seines Managers Hex Murda zu verdauen. Man mag den Albumtitel deuten wie man will, Qualität wird man dem Longplayer auf jeden Fall nicht absprechen können. Weiter ist Fakt, dass man Black Milk für gewöhnlich nicht mag, nein, entweder man liebt seine Styles oder man befindet sie für ausgelutscht. Wer schon mit seinen zwei letzten LPs "Popular Demand" und "Tronic" nichts anzufangen wusste, wird sich wohl auch mit "Album Of The Year" schwer tun. Jene, die den Mann aus Motor City prinzipell nicht mögen, sollten aber für einmal über ihren Schatten springen und dem Longplayer eine Chance geben. Denn mit "Album Of The Year" beschreitet der Mann aus Detroit in der Tat den anderen Weg. Die LP klingt weder wie seine Vorgänger noch wie der ganze Rest der Szene. Was die Beats anbelangt, so hat Black Milk auf seinem MPC die Grundstrukturen gelegt, bevor er sich mit Daru Jones (Drums) und AB (Keys, Vocals) zusammen getan und an den Tracks gefeilt hat. Resultat sind 12 dicke Tracks, soulful wie die Schwarzen 60er der Charles' und Browns und wie sie alle hiessen, angereichert mit Synthesizern für William Shatner und Bambaataa und wohlig warmen Bläsersätzen. Und die Drumssets sind inspiert vom dreckigen Rock der 70er und den Meters. Die Raps sind in erster Linie Battle und portionsweise mit Inhalten versehen. Der Track zu Ehren des weiblichen Geschlechts fehlt natürlich auch nicht. Black Milks Flows sind nicht nur grundsolide, sondern lassen gar gestandene Mitstreiter wie Elzhi und Royce Da 5'9" eher blass aussehen. Mit "The Album Of Year" ist es Black Milk gelungen, seine Nische auszubauen und sich mehr als nur einen Schritt aus dem Schatten von Detroits Übervater J Dilla zu bewegen. So ist es durchaus möglich, dass man, wenn man schon bald auf 2010 zurück blickt, dem Albumtitel nicht bloss die Zweitbedeutung zuspricht.
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